DAS HÄUSERSYSTEM IM WANDEL DER ZEIT
 
bzw. Warum die Sternzeichen niemals "falsch" sind
 
 
Der berühmte Mathematiker, Astronom und Geograf CLAUDIUS PTOLOMÄUS entwickelte wohl, wahrscheinlich um das Jahr 140 n. Chr., im antiken Alexandria das tropische System (Sonnenlauf am Äquator orientierend, nicht an den astronomischen Sternbildern = siderischer Zirkel, Indien) das von den westlichen Astrologen für ihre Berechnungen von Horoskopen heute hauptsächlich herangezogen wird. Als er an einem bestimmten Tag – so ist es überliefert – die Sonne am ersten Grad Widder auftauchen sah, markierte er diesen Grad als Beginn des Zodiaks. Zu jener Zeit fügte es sich, dass sozusagen Sternbilder und Sternzeichen übereinstimmten, beziehungsweise deckte sich damals der tropische Sternkreis mit dem siderischen Kreis. Also schrieben die nunmehr nach dem tropischen Prinzip arbeitenden Astrologen schließlich den 21. März als Widderanfang fest.
  
 
Die archetypischen Sternzeichen, abgeleitet aus der alten Symbolik der archetypischen, astronomischen Sternbilder, wurden also seither bis zum Altertum auf 12 Felder mal 30 Grad, ausgehend von 0 Grad Widder auf das astrologische Jahr aufgeteilt. Bis zum frühen Altertum kannte man nur eine Nativitätsaufzeichnung mit 12 gleich großen Häusern. Erst vom Mittelalter an begann man das Häuserproblem ‚exakt und wissenschaftlich’ zu erforschen, weil die bis dahin erzielten Ergebnisse unbefriedigend waren. So entstanden im Laufe der Zeit neue Häusersysteme. Hier einige der wichtigsten: Regiomontanus, Placidus, Campanus, Montanus, sowie aus neuerer Zeit: Glahn, Vehlow, Grimm, Tiede, Sebottendorf, Dr. Koch hat vor wenigen Jahren sein GOH-System vorgestellt. (Einige dieser Systeme sind absurd…)
 
 
 
 
DER TROPISCHE STERNKREIS BEGINNT FÜR GEWÖHNLICH BEI 0 GRAD WIDDER JEDES JAHR ca. AM 21. MÄRZ, ALLERDINGS KANN DER FRÜHLINGSPUNKT ZWISCHEN 19. und 21. MÄRZ VARIIEREN. (Leichte Verschiebungen möglich, da die Sonne nicht im jeden Jahr zum exakt gleichen Zeitpunkt den Äquator passiert - die Erde dreht sich in 365 Tagen, 5 Stunden und 48 Minuten , wobei der Zähler dank der Schaltjahre wieder auf Null gebracht wird. Im 21. Jahrhundert wird der Frühling zumeist am 20. März beginnen. Am 21. März war dies nur 2003 und 2007, und wird es das nächste Mal erst 2102 sein.)
Dann zieht die Sonne durch den ersten Abschnitt ihrer Jahresbahn. Dieser hat nichts mit dem Sternbild Widder zu tun, sondern umfasst einfach die ersten 30 Grad des Sternkreises, weil die tropische Astrologie die Präzession (jährlich Verschiebung des Fixsternenhimmels, siehe 1a) der Fixsternbilder nicht berücksichtigt. Das TROPISCHE SYSTEM ist ein 
GEOZENTRISCHES d.h. AUF DIE ERDE BEZOGENES System, welche von der JAHRESZEITLICHEN PRÄGUNG und nicht von der Prägung der Sonne im astronomischen Fixsternbild ausgeht.
(1a: Diese Verschiebung der Tagundnachtgleichen vor dem Fixsternhimmel beträgt rund ein Grad in 72 Jahren, das heißt, dass der Frühlings- und Herbstpunkt in 72 Jahren jeweils um etwa einen Grad gegenüber dem Fixsternhimmel zurückbleiben und sich damit gegen den Uhrzeigersinn langsam durch den gesamten Sternkreis bewegen. Damit wandern die Äquinoktien in 30 mal 72 Jahren, also in 2160 Jahren, um 30 Grad zurück und in 25 920 Jahren um 360 Grad, also einmal durch den ganzen Sternkreis. Anders ausgedrückt verspäten sich von der Erde aus besehen die Auf- und Untergänge der Sterne in 72 Jahren um etwa einen Tag.)
 
Die Sonne taucht an jedem 21. März (bzw. 20. März) immer etwas versetzt an jenem Punkt vor dem Fixsternhimmel auf, an dem sie im Vorjahr zu dieser Zeit erschienen war. Also befindet sich jedes Jahr im ersten Abschnitt Widder der tropischen Einteilung eine andere Sternkonstellation. Anders gesagt, in der tropischen Astrologie ist es gleichgültig, welche Sterne oder welches Sternbild sich gerade in dem fraglichen Abschnitt befinden, jemals befinden werden oder erstmal befunden haben. Zum Beispiel steht die Sonne am 21. März heute rund 23 Grad entfernt von dem mutmaßlichen ptolemäischen Widderanfang (das Datum ändert natürlich nichts am Frühlingsanfang, jedoch ist siderisch gesehen die Bezeichnung „Widderanfang“ nicht korrekt, tropisch gesehen steht „Widderanfang“ symbolisch für Frühling, auch wenn die Sonne nicht oder nicht mehr im Sternenbild Widder steht), also beinahe ein ganzes Zeichen weiter – und die Abweichungen werden von Jahr zu Jahr größer. Die tropische Astrologie betrachtet demnach die Stellung der Sonne zu einer bestimmten Jahreszeit (Datumsbedingte Unterschiede der Übergänge der Sonne von einem Zeichen in das andere, - ca. 20. – 24. eines jeden Monats jährlich, hängen damit zusammen), nicht die Stellung der Sonne vor einem bestimmten Sternbild im Himmel. Die Jahreszeit ist es also, die nach der tropisch-astrologischen Auffassung bei der Geburt einen Menschen beeinflusst!
 
Astrid*
 
 
Zitate zu Sternzeichen und Sternbilder:
 
Elisabeth Teissier: „Es gibt ein Riesenmissverständnis. Viele Leute verwechseln Sternbilder und Sternzeichen. Sternbilder sind die Fixstern-Konstellationen am Himmel. Sternzeichen sind die zwölf Unterteilungen des Tierkreises. Jeder Astrologe bezieht sich auf den Tierkreis. Nur die Planeten unseres Sonnensystems, die auf dem Tierkreis wandern, spielen eine Rolle für unser Schicksal. Der Mensch ist geprägt von Jahreszeiten, genauso, wie er es schon vor Tausenden Jahren war. Der Frühlingspunkt ist immer noch der Anfang des Widders, daran wird sich nie etwas ändern.“
 
Jeanne Philippi: „Wir benutzen die gleichen Sterntabellen wie die NASA. Die planetarischen Verschiebungen werden berücksichtigt.“
 
Winnfried Nòe: „Astrologie ist ein symbolisches System, das die Wirklichkeit beschreibt, aber nicht erzeugt.“