D I E  A S P E K T E N - L E H R E

 

E i n l e i t u n g:

 
Es ist selbstverständlich nicht gleichgültig, in welcher Entfernung zwei oder mehr Gestirne einander „bestrahlen“ oder aspektieren. Einmal zeigt sich die Wirkung harmonisch, und man spricht daher auch von „harmonischen“ Aspekten – ein andermal ist die Wirkung eines Aspekts ausgesprochen „disharmonisch“, und man spricht dann von „Spannungs“- oder disharmonischen Aspekten.
Aspekte symbolisieren also das energetische Verhältnis der Planeten im Horoskop untereinander und miteinander. Eines sind die Analgen (Planten in den Häusern) die wir haben, ein anderes wie diese in Beziehung zueinander stehen. Generell gilt, es ist gesund und normal in einem Geburtshoroskop eine Mischung aller Aspekt-Arten zu haben. Wer nur harmonische Aspekte in seinem Radix (= Wurzel = Geburtshoroskop) hat, tendiert passiver, bequemer zu sein und weniger aus seinen Talenten zu machen. Die Spannungs-/Wachstumsaspekte fordern uns zu Überwindung und Bewältigung spezifischer Themen auf. Die harmonischen Aspekte kommen dabei als unser „Werkzeug“ zum Einsatz. In allen Spannungsaspekten sind ebenfalls nutzvolle Eigenschaften angelegt, nur sind sie hier nicht auf dem „Silbertablett“ präsentiert, sondern wir müssen sie über Reflektion und Konfliktbewältigung erst erarbeiten. An ihnen sollen wir also nicht „brechen“, sondern daran wachsen.
Worum es sich letztlich im Grunde bei den Aspekten dreht, das heißt, welche spezifischen Ursachen bei diesem oder jenen Aspekt wirksam werden, kann ebenso wenig wissenschaftlich exakt erklärt werden, wie der Physiker heute sagen kann, was Elektrizität wirklich ist. Man kennt nur die Wirkungen. Auch bei Aspekten kann man lediglich durch Erfahrungen und Beobachten aussagen, wie die Wirkung praktisch sein wird. Diese Erfahrung ist allerdings jahrtausendealt.
 
Ihre Astrid*
 
 
D i e  A s p e k t f o r m e n:
 
Die fünf wichtigsten Aspektformen im Horoskop sind die beiden harmonischen Formen, das Trigon und das Sextil, die beiden Spannungsformen, das Quadrat und die Opposition, und die neutrale Konjunktion (zwei Planeten, welche so eng nebeneinander stehen, dass sie von der Erde aus gesehen wie ein Licht leuchten, sodass auch ihr psychologisches Potential "verschmilzt");
 
Trigon (Dreieck): Das Leben spielt uns zu, die Dinge gehen leicht von der Hand, könnte man symbolisch als "das gelingt mir" übersetzen.
 
Sextil (Stern): Die kleinen Lebensgeschenke, Chancen, welche es zu ergreifen gilt, die Anlagen sind harmonisch angelegt, es gilt sie zu nutzen.
 
Quadrat: Hier wird unser Durchsetzungsvermögen gefordert – Aspekt verbunden mit Lernprozesse bzw. Herausforderungen;
 
Opposition (2 Kugeln mit Strich): Ihre Wirkung ist abhängig von den Qualitäten der sich gegenüberliegenden Planeten – in der Regel verbunden mit Spannungen, Herausforderungen bzw. Lern-/Reifeprozesse.
 
Konjunktion (1 Kugel mit Strich): Wie positiv lebbar das Potential zweier zu einer Konjunktion verschmolzener Planeten ist, hängt von den jeweiligen beiden Planeten ab, die hier aufeinander treffen. In der Regel ist eine Konjunktion ein harmonisches Potential, mit dessen optimalen Umgang dennoch ein Lernprozess verbunden ist.
 
 
 
Die Wirkungen des Konjunktionsaspektes:
Zwei im Zusammenschein oder in Konjunktion befindliche Planeten vereinen sozusagen ihre Strahlungen miteinander, und es wird bei diesem Aspekt klar, dass der Zusammenhang harmonisch sein wird, wenn sich harmonische Planeten miteinander vereinigen – dass es aber disharmonisch sein kann, wenn antagonistische Planeten ihre Strahlen vereinigen.
In der Praxis würde beispielsweise die strahlende feurige Sonne als Symbol der Lebenskraft, der Ausdehnung, der Erfüllung in Konjunktion mit dem Saturn, dem Symbol der Einengung, der Kälte, des Widerstands keine sehr günstige Aspektwirkung ergeben. Beide Gestirne sind antagonistisch, das heißt, ihre Wirkungen überschneiden sich, heben sich möglicherweise gegenseitig auf. Hier wird die Sonnenkraft durch den Saturn gehemmt (allerdings, nachdem Konjunktionen ansich positive Potentiale sind, kann man erlernen dieses Potential harmonisch zu nutzen, denn Saturn verleiht Realitätssinn, Bodenhaftung und Sicherheitsdenken – die gebremste Sonne bekommt einen ernsthaften Begleiter mit dem sie lernen muss konstruktiv umzugehen). Die praktische Analyse eines Aspekts ist nicht immer leicht und es gehört viel praktische Erfahrung dazu, um die Wirkung zweier oder gar mehrerer Gestirngruppen in einem Zeichen abzuschätzen. Dass jedoch eine Konjunktion der Sonne mit dem Glückssymbol Jupiter in einem Horoskop eine äußerst helfende, fördernde, expansive Wirkung zeitig, wird jedem klar, der die Gestirne als Symbole und ihre Wirkungen als Entsprechungen auffasst. So wird auch die Konjunktion der Sonne mit Mars die beiden feurigen, belebenden und impulsiven Entsprechungen dieser Gestirnsymbole nur noch erhöhen (mit allen Vor- und Nachteilen: z.B. erhöhte Leistungskraft – man verlangt zu viel von sich, aktives männliches Prinzip – manche Frau vernachlässigt ihre Weiblichkeit,… ). Wie wir an diesen Beispielen sehen ist es notwendig, die Planetenprinzipien gut zu kennen um sie in Konjunktion beurteilen zu können. In der Praxis der psychologischen Astrologie geht es dann darum, das Potential der Konjunktion in seiner Gesamtheit auszulegen und zu erkunden, auf welchem Niveau der Horoskopeigner dieses Potential bisher entwickeln konnte.
 
Die Opposition und ihre Wirkung:
Diesen Aspekt bezeichnet man als Spannungsaspekt, und seine Wirkung ist stets beunruhigend, disharmonisch, trennend, Auflehnung und Kampf fördernd. Hier prallen verschiedenartige Kräfte aufeinander, die zum Widerstreit tendieren. Es kommt nun allerdings auch bei diesem Aspekt sehr darauf an, welche Planeten einander gegenüberstehen. Aber selbst zwei so harmonisch und glücklich wirkende Symbole wie Jupiter und Venus können, wenn sie sich gegenseitig in Opposition aspektieren, sehr unangenehme Charakterschwächen andeuten, wie Eitelkeit, Anmaßung, Neigung zum Aufwand und zur Verschwendung. Schicksalsmäßig treibt der Oppositionsaspekt zu Kämpfen mit der Umgebung, zu Reibungen, und im Falle von Mars mit Saturn (also Mars Opposition Saturn) kann es sogar zu großen Schicksalskrisen, Lebensbedrohungen, Kraftproben oder zu Querulantentum kommen. Aber erst das individuelle Horoskop wird aufzeigen, ob beispielsweise die Tendenz dieses Krisenaspekts dahin geht, Krisen zu erleiden, zu durchkämpfen, oder ob der unter solchem Aspekt geborene Mensch die innere Spannung ins äußere Schicksal hinausprojiziert, also selbst auslöst. Nichts wäre demnach falscher, als einen einzigen Aspekt aus seinem Horoskop herauszunehmen und für sich zu betrachten. Im Grundsätzlichen besagt ja das Wort „Opposition“ schon, dass es sich stets um Gegensätzlichkeit, Spannung handeln muss. Menschen mit zahlreichen Oppositionsaspekten im Horoskop müssen nun selbstverständlich keine Verbrechernaturen oder sonst wie vom Schicksal „Geszeichnete“ sein – oft genug treiben diese Spannungsaspekte zur Tat, zur Durchsetzung schlechthin, und man findet dann Menschen von großem seelischen und geistigen Erfahrungsbereich, die möglicherweise in inneren Kämpfen und Seelennöten ihre Schwächen besiegen lernten. Dass unter solchen und ähnlichen Aspekten nichts mühelos in den Schoß fällt und das Leben in all seinen Varianten den Beigeschmack von Kampf erhält, ist freilich gewiss.
 
Die Wirkung des Quadrataspekts:
Dieser Aspekt wirkt sehr disharmonisch, und die alten klassischen Astrologen nannten ihn den „Winkel des Verdrusses“. In der Tat löst er viele Widerwärtigkeiten und Einschränkungen im Schicksal aus, auch materielle Kämpfe. Er macht sich praktisch als Hemmung, Widerstand oder Durchkreuzung bemerkbar. Zwar wirkt er aktiver, streitbarer als etwa die Opposition, die von außen eintreffenden Reizwirkungen erregen den Menschen. Das Wollen trifft auf Widerstand, dadurch wird es zu noch größeren Anstrengungen angestachelt. Menschen mit vielen Quadrataspekten im Horoskop müssen sich im Leben behaupten und erfahren viel Einmischung, Durchkreuzung ihres Wollens.
So zeigt ein Mensch mit Sonne im Quadrataspekt zu Mars die ganze jähzornige, marsische, antreibende, aufputschende, Unruhe stiftende Tendenz des negativen Marseinflusses. Entweder verbreitet er selbst Unruhe und Aufregung, oder er hat dieses Schicksalsmotiv durch die verbundene Umwelt zu erleiden. Diese genaueren Flächenwirkungen eines Aspekts sind nur über das Gesamthoroskop zu erfahren. Wiederum ist es natürlich notwendig, die beiden Planetsymbole genau zu erfassen, die jene sich durchkreuzenden Schwingungen (Quadratur) auszulösen. Das Quadrat hat jedoch stets die Tendenz zur Heftigkeit, und im Fall von Mars und Venus kann es vorkommen, dass der Mensch zum Sklaven seiner Leidenschaft wird, wenn diesem Quadrat zwischen Mars und Venus im gleichen Horoskop nicht etwa andere Konstellationen bremsend entgegenwirken. Selbst das Quadrat zwischen dem so wohltätigen Glückssymbol des Jupiter mit Mars ruft die Kräfte der Auflehnung, der Freiheitsverteidigung, der inneren Unabhängigkeit, der Unmäßigkeit oder der Übertreibung wach. Geraten zwei gewalttätige Symbole wie Mars und Uranus in das Kreuzfeuer dieser Quadratur, so zeigt sich notgedrungen eine Kampfnatur, deren innere seelische Spannungen irgendwann einmal zu Gewalt, zu Unfällen oder Verletzungen führen müssen. Allerdings verliert sich die Krisentendenz eines solchen Aspekts mit der zunehmenden Ungenauigkeit. So ist eine Entfernung von nahezu acht Grad kaum mehr recht wirksam oder spürbar. Ist der Aspekt aber „geschlossen“, das heißt exakt bis auf etwa 1-5 Grad Entfernung, so ist die Wirkung maximal bedeutsam.
 
Die Wirkung des Trigonalaspekts:
Astrologisch bildet er den günstigen Abstand zwischen zwei Planeten und wird als harmonisch, schenkend und glücksbringend angesehen. Er ist ein sogenannter „spannungsarmer“ Aspekt, und Menschen mit zahlreichen Trigonen im Horoskop ermangeln daher mitunter der Aktivität und der äußeren Durchsetzung, da er die Ruhe, das Behagen, das Verweilen symbolisiert. Im Geistigen aber kann er trotzdem Schöpferkraft, ja Inspiration andeuten. Im äußeren Schicksalsverlauf symbolisiert das Trigon alles Zufallende. Der Mensch braucht sich also weniger mühen, plagen und sorgen: Alles was durch Felderbesetzung, Zeichenbesetzung und Planetensymbole angedeutet wird, zeigt eine schenkende Tendenz.
Es gibt nun freilich Trigone zwischen Planeten, die infolge ihres essentiellen Inhalts antagonistisch sind, also feindlich oder konträr. Hier wird sich der wohltätige Einfluss eines Trigonalaspekts nicht so eindeutig äußern können wie etwa jener „Berühmtheitsaspekt“ zwischen Jupiter und Sonne, wenn diese beiden Gestirne miteinander im Trigon verbunden sind. Dies würde tatsächlich eine schenkende, gebende, zufallende Bedeutung haben – spezialisiert auf jene Lebensgebiete, die durch Felder- und Zeichenbesetzung angedeutet werden. Allerdings weiß der Fachastrologe durch langjährige Erfahrung, dass Planeten in ungünstiger Zeichen- oder Felderstellung auch im Trigonal bei weitem nicht so „schenkend“, gebend und erleichternd wirken, wie es eigentlich dem Aspekt zukäme. Wie in allen Fällen gilt auch hier nicht der einzelne Aspekt, sondern die gesamte Horoskopanlage entscheidet erst. Im Allgemeinen aber gilt für das Trigonal das Symbol der Erleichterung und der glücklichen Lebensumstände, auch der inneren Harmonie (wenn sich beispielsweise Sonne und Mond in einem Horoskop im Trigon aspektieren) oder der seelischen Ausgewogenheit.
 
Die Wirkung des Sextilaspekts:
Das Sextil hat eine geringere günstige Wirkung als das Trigonal und wirkt aufbessernd, falls andere schlechte Aspekte vorhanden sind. Seine Wirkung ist nicht frappant, auffallend oder durchschlagend, aber der Mensch erfährt manche Wohltat, mancherlei „kleines Glück“. Zwischen Merkur und Venus oder Merkur und den Hauptlichtern Sonne und Mond ist das Sextil ein äußerst gütiger, helfender, aufbessernder Aspekt, da es auch intellektuell wirkt.
Der nächstkleinere Aspekt des Sextils, das Halbsextil (30 Grad Entfernung), ist schon kaum mehr spürbar und wird in der Praxis meist nicht sonderlich beachtet, es sei denn, dieser Aspekt wäre völlig exakt. Im Ganzen betrachtet, haben die Sextilaspekte in einem kritischen Horoskop eine abschwächende Wirkung.
Zusammenfassend kann man den Aspekten keine „guten“ oder „bösen“ Wirkungen beimessen. Höchstens harmonisch oder disharmonisch wirkende Einflüsse, je nach der Entwicklungsstufe. (Es ist beispielsweise klar, dass eine Verbrechernatur oder ein Mensch auf niedriger, triebhafter Stufe eine Mar-Saturn-Opposition schicksalsmäßig anders erleidet als etwa ein geistig-schöpferischer Mensch.)
 
Die Winkelbeziehungen der Planeten unter sich:
Konjunktion: Der engste Winkel, den zwei oder mehrere Gestirne bilden können, ist der Zusammenschein, die „Zusammenkunft“ oder die Konjunktion (0-10 Grad Entfernung).
Opposition: Befinden sich nun zwei oder mehr Planeten in einer Entfernung von 180 Grad, so spricht man astronomisch von einem „Gegenschein“ oder einer Opposition.
Sextil: Zählt man von einem Gestirn 60 Grad nach beiden Seiten und befindet sich in dieser Entfernung ein anderes oder mehrere Gestirne, so sind beide miteinander in einem Sextilaspekt (oder zwei Zeichen Entfernung).
Trigon: Befinden sich schließlich zwei oder mehr Gestirne 120 Grad oder vier Zeichen voneinander entfernt, so spricht man von einem Trigonalsaspekt.
Quadrat: Haben zwei oder mehr Gestirne drei Zeichen oder 90 Grad Entfernung voneinander, so nennt man dies einen Quadrataspekt oder eine „Quadratur“.
(Außer diesen wichtigsten Aspekten gibt es astronomisch noch zahlreiche andere, wie z.B. Halbsextile (30 Grad Entfernung), Halbquadrate (45 Grad Entfernung), Quinkunz (150 Grad Entfernung) und eineinhalb Quadrate (135 Grad Entfernung) sowie den Parallelschein (zwei Planeten im gleichen Abstand zum Äquator). Doch sind diese Aspektgruppen in Bezug auf ihre Wirkung mehr oder minder umstritten, teils auch nicht sonderlich spürbar, und gemeinhin werden sie vom Laien außer Acht gelassen. Der Fachastrologe allerdings rechnet auch mit diesen kleineren Aspekten, insbesondere dann, wenn sie sich gradgenau ergeben und daher „exakt“ werden, wie man dies nennt.)