M. Nostradamus, G. Galilei, C. G. Jung & die Sterne

Die Astrologie gilt seit alters her als Königswissenschaft und ihr Gebiet ist sehr weitläufig. Wir kennen die Astrologie hauptsächlich im Dienst der Charakteranalyse.
Die Ursprünge der westlichen Astrologie reichen zurück bis vor 5000 Jahren in Mesopotamien, wo die Sumerer die Planeten beobachteten. Durch die Kalenderwirtschaft bei den Ägyptern kamen die Tierkreiszeichen unterteilt in jahreszeitlichen Zonen hinzu. Die Griechen verfeinerten in ihrer mythologischen Sprache die psychologische Interpretation der archetypischen Ausdrucksarten. C. Ptolemäus reformierte vor 2000 Jahren die 3000 Jahre alten astrologischen Überlieferungen, welche als Niederschrift in der Tetrabiblos bis heute an Aktualität nichts verloren hat.
Bis zu Galileos Zeiten waren Astrologie und Astronomie keine getrennten Wissenschaften. Mathematiker, Mediziner, Philosophen und Wissenschaftler waren auch immer Astronomen und Astrologen, besonders bekannt und doch unbekannt „Die Drei Heiligen Könige“, im Matthäus-Evangelium ist von der drei „Magoi“ zu lesen, das waren Astrologen/Astronomen. Jesus hatte nämlich alle Planeten in seinem Zeichen und leitete das Fischezeitalter ein (ursprüngliches Symbol der Christen vor dem Kreuz seit der Römerzeit war der Fisch), die edelsten Charakterzüge, die ein Mensch haben kann. Diese Geburtskonstellation wurde schon Jahrhunderte vorher von den Astrologen ihrer Zeit errechnet.
So ist es nicht verwunderlich, dass auch zu M. Nostradamus Zeiten an den medizinischen Universitäten Astrologie als Studienteil dazu gehörte. Nostradamus (1503-1566) hat oft als psychologisch-astrologischer Berater gearbeitet, behauptete aber nie, selbst Astrologe zu sein, er bezeichnete sich als „astrophile“ (Sternenfreund). Das lag daran, dass er wegen der Pest um 1520 die Universität in Avignon verlassen musste, zu früh, um dort Astrologie als Teil des „Quadriviums“ (zweiter Teil des Medizinstudiums) studiert zu haben. Musste Nostradamus selbst Horoskope erstellen, so unterliefen ihm meist zahlreiche schwerwiegende Fehler. Dies wurden ihm von seinem Kollegen Laurens Videl, der in Avignon Astrologie unterrichtete, in einem offenen Brief vorgehalten. Er hatte nur grobe Astro-Kenntnisse, daher können seine Prophezeiungen keine Interpretationen künftiger möglicher Zeitqualitäten darstellen, sondern entspringen bestenfalls (phantasievollen) Visionen. Leider wird gerade Nostradamus oft als Repräsentant der Astrologie herangezogen. Diese Fehlannahmen resultiert z. B. durch Interpretationen von Nostradamus Prophezeiungen durch bekannte Astrologen wie den deutschen Kurt Allgeier.  
 
Zu Zeiten von Galilei herrschte in der Katholischen Kirche die Vorstellung vom ptolemäischen, geozentrischen Weltbild. G. Galilei (1564-1642) und andere Wissenschaftler seiner Zeit wie J. Kepler erkannten durch empirische Untersuchungen und Himmelsbeobachtungen, dass die Erde rund war und definierten das heliozentrische, kopernikanische Weltsystem. Galilei war der Überzeugung, dass das „Buch der Natur“ in mathematischer Sprache geschrieben sei: „Ohne Geometrie zu beherrschen, verstehe man kein einziges Wort.“ Seither gilt Galilei als Begründer der modernen, mathematisch orientierten Naturwissenschaften, gleichzeitig erhielt dies eine klare Absage an die Astrologie. Zu Zeiten von Papst Urban VIII., welcher die Überzeugung vertrat, dass die vielfältigen Naturerscheinungen, die der Allmächtige bewirkte, sich dem beschränkten Verstand der Menschen für immer entzögen, waren eine eindeutige empirische Grundhaltung, wie sie Galilei vertrat, sicher zur Weiterentwicklung nötig. Allerdings ist es bedauerlich, das jahrtausendalte Kenntnisse von empirischen und geistig-psychologischen Zusammenhängen, die eigentlich nicht trennbar sind, von da an sich nicht nur getrennt entwickelt, sondern sich auch gegenseitig entfremdet haben.
 
 
Im 19. Jh. nun kommt es wieder zu einer Annährung von Astrologie und Astronomie, den Natur- und Geisteswissenschaften. Als Begründer der modernen psychologischen Astrologie gilt C. G. Jung (1875-1961). Die Summe der Archetypen (Möglichkeiten des Menschseins) bedeuten für Jung die Summe aller latenten Möglichkeiten der menschlichen Psyche: ein ungeheures, unerschöpfliches Material an uraltem Wissen um die tiefsten Zusammenhänge zwischen Gott, Menschen und Kosmos.Die symbolische Bedeutung des persönlichen Grundhoroskopes, welches für den genauen Moment und Ort der Geburt erstellt wurde, liegt tatsächlich darin, dass es, insofern es um seinen psychologischen Wert geht, einen Archetypus vom Unbewussten des Betreffenden darstellt, der ins Licht des Bewusstseins gerückt wird. Die Astrologie befasst sich dabei nur mit den Entwicklungsmöglichkeiten, niemals mit den eindeutigen und schicksalsträchtigen Ereignissen. Jung verwendet ständig den Begriff ‚Archetypus’ und so, wie er diesen definiert, ist er von großer Bedeutung für den Astrologen, der die richtige psychologische Deutung in dem Geburtshoroskop – einem Archetyp ganz besonderer Art – auswerten möchte.
Mittlerweile lässt sich beobachten, dass Wissenschaftler, wie z. B. in der Quantenphysik, immer mehr auch zu Philosophen werden, und Philosophen Bezug zur Naturwissenschaft nehmen. So heißt es in einem Zitat aus einem P.M.-Artikel von H.P. Dürr, wo vom Anfang, dem Quanten-Geist (Uranos = Quantenprinzip), die Rede ist, und wo der Physiker Hans-Peter Dürr den Schlüssel zur Zukunft in einem neuen Wirklichkeitsbegriff auf Basis der Quantentheorie sieht: „Was wir für Materie halten, ist Bewusstsein. Welches Denken brauchen wir, um die Menschheitsprobleme zu lösen? Unser Weltbild ist immer noch mechanistisch geprägt – und damit zu eng. Materie und Energie sind gewissermaßen geronnener, erstarrter Geist. Der Begriff Gegenstand führt in die Irre – es gibt nur Prozesse und Informationen. In der Physik sagen wir: Die Wirklichkeit ist nicht die Realität.“
Schon C. G. Jung erkannte, dass die Trennung von Seele und Körper eine künstliche Operation, eine Diskrimination ist, die sicher weniger im Wesen der Dinge als vielmehr in der Eigentümlichkeit des erkennenden Verstandes begründet ist. Es ist für den Abendländer charakteristisch, dass er zu Erkenntniszwecken Physisches und Geistiges auseinandergerissen hat. In der Seele liegen aber diese Gegensätze beisammen. Das muss die Psychologie und Naturwissenschaft anerkennen: ‚Psychisch’ ist physisch und geistig. Und das liegt nicht nur im Wesen des Menschen, sondern im Wesen aller Körper wie sie auch die Gestirne sind, welche ebenfalls ihre energetische Realität haben und für Zeitqualitäten stehen. Man kann Körper und Seele, Astronomie und Astrologie getrennt betrachten, immer besteht aber eine Wechselwirkung zwischen beiden. Und erst aus dieser ganzheitlichen Perspektive, gewähren sie umfassende Einsichten und kommen der eigentlichen Wirklichkeit des Seins näher. Denn Menschsein heißt, bewusst ganz und vollkommen zu sein; es verlangt von uns, ein Mikrokosmos zu sein, ein Brennpunkt für die Bedeutung und Kraft, welche innerhalb dem riesigen Organismus des Makrokosmos, dem universellen Ganzen, liegt.
 
Astrid*